Sehr geehrter Herr Staatssekretär Lange,

am vergangenen Montag veröffentlichten Sie noch vor Beginn der CDU-Veranstaltung mit dem Evolutionsbiologen Prof. Dr. Axel Meyer unter dem glorreichen Titel „CDU lädt unseriösen Professor zu unseriöser Diskussion ein“ eine Pressemitteilung. Dass Sie diesem renommierten Forscher seine Seriosität absprechen, begründeten Sie damit, dass er sich im Rahmen eines Artikels in der FAZ kritisch über die heutige Studentenschaft geäußert hatte, woraufhin der Rektor ihn angeblich abgemahnt haben soll. Warum uns Ihre Äußerungen in mehrerlei Hinsicht überraschten, möchten wir Ihnen mittels dieses offenen Briefs darlegen:
Zum einen scheinen Sie neuerdings in den Besitz einer Glaskugel gekommen zu sein, die sie in die Zukunft blicken lässt. Denn wie auch der Presseberichterstattung zu entnehmen war, brandmarkten Sie die Veranstaltung bereits mehrere Stunden bevor sie überhaupt begonnen hatte schon als „unseriös“. Erschwerend hinzu kommt, dass Sie der Veranstaltung sodann auch noch fernblieben. Anstatt sich also im Rahmen des Vortrags in eine kontroverse Diskussion mit einem Wissenschaftler zu begeben, zogen Sie es vor, aus der Ferne ein unbegründetes Pauschalurteil zu fällen.
Zweitens fragen wir uns, was Sie als ausgebildeten Juristen dazu befähigt, sich ein fachliches Urteil über die Arbeit eines habilitierten Evolutionsforschers zu fällen, der an den besten deutschen und amerikanischen Universitäten lehrt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Wenngleich Sie dies nicht aussprachen, stören Sie sich offensichtlich daran, dass Prof. Meyer ein Buch mit dem Titel „Adams Apfel und Evas Erbe“ veröffentlichte und er auch bei uns zu den medizinisch und evolutionsbiologisch belegten Unterschieden von Frauen und Männern sprach. Er tritt dabei ausdrücklich für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein und wendet sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten. Gleichzeitig kritisiert er als Biologe aber heftig, wenn Genderideologen uns glaubhaft machen wollen, dass Geschlechter ein bloß soziales Konstrukt seien. Darüber hinaus bemängelt er, wie wenig die Genderbefürworter aus dem rot-rot-grünen Lager an einem wissenschaftlichen Diskurs über ihre Aussagen interessiert sind. Ironischerweise lieferten Sie durch Ihre undifferenzierte Pressemitteilung hierfür einen weiteren Beweis.
Doch um auch auf Ihr eigenes Fachgebiet zu sprechen zu kommen: Wir halten es für besonders bedenklich, dass gerade Sie als Staatssekretär im Justizministerium fundamentale juristische Grundsätze in Ihrer politischen Öffentlichkeitsarbeit augenscheinlich außer Acht lassen: So hätten das Gebot der umfassenden Tatsachenermittlung sowie das Verbot einer Vorverurteilung Ihnen dabei helfen können, sich entscheidend differenzierter über Herrn Professor Meyer zu äußern.
So allerdings lässt sich der Sachverhalt – um in Ihrer Ausdrucksweise zu bleiben – einfach zusammenfassen: „Schlecht informierter Politiker veröffentlicht schlecht informierte Pressemitteilung“.
Übrigens beschreibt Professor Axel Meyer in dem von Ihnen zitierten FAZ-Artikel zweifelhafte Verwendungen finanzieller Mittel an Universitäten und kritisiert die Studentenschaft für ihre immer geringer werdende Arbeitsmoral. Dass man sich mit Kritik an zu geringer Leistungsbereitschaft in den Augen eines SPD-Bundestagsabgeordneten als „unseriös“ disqualifiziert, dürfte wohl sinnbildlich für den Niedergang dieser einstigen Volkspartei sein!

Mit freundlichen Grüßen

Ann-Cathrin Simon
Kreisvorsitzende
der JU Rems-Murr

Christian Steck
Vorsitzender AG Genderkritik
der CDU Rems-Murr

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